Wasser

1. Brief an BM Pauly  
vom 05.02.2002

Protokoll-Auszug der Sitzung des Bau-Ausschusses der VG vom 03.11.1992

Antwort BM Pauly
vom 28.03.2002

2.  Brief an BM Pauly
vom 09.05.2002

Sendung des Bayrischen Rundfunk: UNSER LAND am 22.03.2002:
Gesundes Wasser

Ressourcenschutz als Grundlage des Wirtschaftens  
(Jörg Croseck in einem Beitrag für die IHK Trier))

 H.-J. Stief  Albertinumweg 2  54568 Gerolstein 

 05.02.2002

Herrn
Matthias Pauly
Bürgermeister der VG Gerolstein
Verbandsgemeindeverwaltung
54568 Gerolstein

Betr.: Umweltschutz – Sicherung unserer Existenzgrundlagen

Anlage: Protokoll-Auszug der Sitzung des Bau-Ausschusses der VG vom 03.11.1992
 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

im Frühjahr 1992 informierte mich ein damals bei der Stadt beschäftigter Geologe über den nach seiner Meinung fahrlässigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen. Grundwasser und auch die Tiefenwasser der Gerolsteiner Mulde seien gefährdet, da ein Kollege, Dr. Köppen, im Rahmen seiner Dissertation Störungszonen (Verwerfungen, Spalten) im Bereich der Gerolsteiner Mulde nachgewiesen habe.

Als Ratsmitglied habe ich damals eine diesbezügliche Anfrage gestellt. Es kam dann zu einer Anhörung des Dr. Köppen. Darauf bezieht sich der Protokollauszug der VG Bauausschusssitzung vom 03.11.1992.

Von den verantwortlichen Kommunalpolitikern und den Verantwortlichen des Gerolsteiner Brunnens wurden und werden die Aussagen als Freibrief fürs Nichtstun interpretiert. Diese Reaktion war sehr wahrscheinlich schon damals falsch, ist aber in Kenntnis der nachfolgenden Entwicklungen schon jahrelang unverantwortlich und grob fahrlässig:

 

  • Eine Gefährdung durch Nitrate wurde verneint, weil keine Intensiv-Landwirtschaft betrieben werde. Das stimmte für das fragliche Wassereinzugsgebiet schon 1992 nicht mehr. --  Heute existieren fast nur noch intensiv wirtschaftende Betriebe.
  • Nicht nur Gülle, sondern auch Klärschlämme (nicht nur kommunale) werden tonnenweise ausgebracht.
  • Im Nahbereich von Mineralwasserquellen und von Naturschutzflächen werden bis heute auch in der vegetationslosen Zeit Gülle und Klärschlämme ausgebracht.
  • Auf eine Anzeige meinerseits (Gülle wurde im Dezember am Juddenkirchhof auf gefrorenen Boden und Schnee versprüht) erhielt ich von der Verwaltung die Mitteilung, der Landwirt habe eine Sondergenehmigung der Kreisverwaltung.
  • Die Intensivlandwirtschaft führte u.A. in den letzten Jahren zu verstärktem Anbau von Mais (s. Schocken). Natürlich bedingt das den Einsatz von großen Mengen Dünger, Herbiziden und Fungiziden.

Vor diesem Hintergrund und in Anerkenntnis der Tatsache, dass nicht nur fast 1000 Beschäftigte des Gerolsteiner Brunnens sondern die Bevölkerung des ganzen Gerolsteiner Landes existenziell von sauberem Trink- und Mineralwasser abhängig sind, ist Handeln zwingend geboten.

Dabei kann es nicht nur darum gehen, die einschlägigen Gesetze zu beachten und die Gefahren zu minimieren. Ökologisches und ökonomisches Ziel muss sein, das Gefahrenpotential gänzlich abzubauen.

Natürlich setzt das die Kooperation zwischen Verbandsgemeinde, Gerolsteiner Brunnen und den Landwirten voraus. In anderen Bundesländern  (z.B. Bayern) sind solche Kooperationen schon längst Realität.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, bitte ergreifen Sie die Initiative.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Stief

 H.-J. Stief,.
.Albertinumweg 2,
 54568 Gerolstein  

09.05.2002

 

Herr
Matthias Pauly
Bürgermeister der VG Gerolstein
Verbandsgemeindeverwaltung
54568 Gerolstein

Betr.:     Gesundes Wasser

Anlage: Bericht: Gesundes Wasser (Sendung: UNSER LAND am 22.03.2002)

Bezug:   Mein Schreiben vom 05.02.02       Ihr Schreiben vom 28.03.2002

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

Auf Ihr Antwortschreiben vom 28.03.02 reagiere ich erst jetzt, weil es mich zugegebenermaßen doch ein wenig irritiert hat.
Sie schreiben anfangs, dass ich in meinem Schreiben „...Bedenken bzgl. Schutz des Grundwassers und damit auch des Trinkwassers zum Ausdruck“  brächte.

Sie schreiben weiter, dass Sie auf mein Schreiben nur insoweit antworten können, „ ...als sich dies aus dem Zuständigkeitsbereich der Verbandsgemeinde ergibt“. In der Folge schildern Sie die gesetzlichen Grundlagen, die Zuständigkeits- und Aufgabenbereiche in Sachen Grundwasser und Abwasser.

Obwohl es dazu sicher auch Einiges zu sagen gäbe, war meine Intention aber eine ganz andere:

Der Schutz des Grundwassers und damit auch des Tiefenwassers.

(vgl. Anlage)

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir baldmöglichst mitteilen würden, ob Sie die von mir aufgezeigte umweltpolitische Fragestellung substantiell ernstnehmen und dem Zuständigkeitsbereich eines Verbandsbürgermeisters zuzuordnen gewillt sind.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Joachim Stief

PS
– Ich bin mir sicher, dass die Umsetzung dieses von mir nur skizzierten Projektes für alle Beteiligten (das Gerolsteiner Land, die Brunnenbetriebe und die Landwirte) unter dem Aspekt der Vermarktung und Werbung große Zugewinne nach sich ziehen würde.

Bericht (Fernsehsendung):      Gesundes Wasser

Autor: Chris Köhler, Christine Schneider
Kamera: Henry Herzog
Schnitt: Verena Glogger
Sprecher: Fabian von Klitzing

Sendung: UNSER LAND am 22.03.2002
PN: 466 890

Musik: nein

Moderationsvorschlag:
„Wasser schenken“  - unter diesem Motto steht eine Aktionswoche, die heute anlässlich des Weltwassertages beginnt. Unter der Schirmherrschaft von Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf bittet die WasserStiftung eine Woche lang , Behörden, Städte und Gemeinden, Firmen und das Gastgewerbe  um finanzielle Unterstützung für weltweite Wasserprojekte. Denn Wasser ist vielerorts knapp. Bei uns gibt es Wasser – noch – in Hülle und Fülle, dennoch ist es ein kostbares Gut und es muss geschützt werden.
Zwei Beispiele, wie in Bayern Trinkwasserschutz praktiziert wird.

2.02
Wasser – unentbehrliche Grundlage jeglichen Lebens.

2.06
Fast 140 Liter Wasser verbraucht jeder von uns täglich: für die Körperpflege, für den Haushalt, für´s Essen und Trinken.

2.16
95 % des Trinkwassers in Bayern stammt aus Quell- und Grundwasser, dessen Qualität es zu schützen gilt.

2.23
Wichtigstes Instrument: Wasserschutzgebiete. Davon gibt es rund 4000 in Bayern. Diese Schutzbereiche sind in drei Zonen eingeteilt. In Zone 1 darf ein Landwirt zum Beispiel keine Pflanzenschutzmittel verwenden. Auch in Zone 2 sind die Auflagen streng. Aber, ob das Ausweisen von Schutzgebieten reicht, ist Ansichtssache.

2.44
Peter Manusch, Naturland-Berater (08441/99460)
„Die Wasserversorger haben zum Ziel, Öl oder Gülle vom Wasser fern zu halten. Das ist wichtig. Aber das größte Problem sind die Pestizide und Nitrate im Grundwasser.“

3.07
Peter Manusch berät deshalb die Bauern, auf Öko-Landwirtschaft umzusteigen.
Wir sind im Mangfalltal, wo das Trinkwasser für München teilweise gewonnen wird.

3.20

In diesen Sammelschacht fließen rund 1.700 Liter Wasser pro Sekunde – nahezu ohne Schadstoffe. Denn auf der Suche nach zukunftsweisendem Wasserschutz haben sich die Stadtwerke München vor über 10 Jahren entschlossen, hier den Biolandbau zu fördern. Aus gutem Grund:

3.35
Rudolf Sellack, Stadtwerke München ( 08020/90750)
„Schon der Max von Pettenkofer hat hier Nitrat entdeckt, das lag bei 4 Milligramm je Liter. In den 70er Jahren ist das dramatisch angestiegen auf 14 Milligramm. Das ist nicht viel. Durch den Ökolandbau ist es uns gelungen, diesen Wert zu halten und wir hoffen, dass in Zukunft das Wasser noch besser wir, als es eh schon ist.“

4.15
Und das lässt sich die Stadt etwas kosten: jedes Jahr rund 800.000 Euro. Landwirte mit Flächen im Mangfalltal können sich anerkannten Öko-Verbänden anschließen und am staatlichen Kulturlandschaftsprogramm teilnehmen. Wer diese Voraussetzung erfüllt, der bekommt Umstellungshilfe: bis zu 275 Euro pro Hektar Grün- und Ackerland

Über 100 Betriebe mit einer Gesamtfläche von 2.400 Hektar sind deshalb im Mangfalltal schon auf den ökologischen Landbau umgestiegen.

4.50
Auch in Straubing geht man in Sachen Wasserschutz neue Wege. Neben einem Wasserschutzgebiet setzt man seit 4 Jahren auf privatrechtliche Abmachungen mit den Bauern.

5.01
 Clemens von Ruedorffer, Stadtwerke Straubing (09421/864-401, 0171/7335686)

„Ziel ist es, die Nitrateinträge im Grundwasser zu senken. Dafür bekommen die Bauern eine Prämie, die vom Reststickstoffgehalt abhängt. Und dann gibt´s Zwischenfruchtanbauförderung. Wir wollen lange grüne Flächen, weil Pflanzen Reststickstoff binden und der nicht ins Wasser gelangt.“

5.27
Im gelb markierten Kooperationsgebiet fließen für Zwischenfruchtanbau bis zu 75 Euro pro Hektar. Liegt der Stickstoffgehalt im Boden am Jahresende unter einem bestimmten Wert, gibt´s Aufwandsentschädigung bis zu 125 Euro pro Hektar.

5.47
Die Auflagen bedeuten zwar zusätzliche Arbeit für die Bauern. Aber anders als bei der hoheitlichen Ausweisung eines Schutzgebietes sinkt der Verkehrswert von Grund und Boden  durch den privaten Vertrag nicht. Fast alle Landwirte machen deshalb mit, 96 % der Fläche sind bereits unter Vertrag.

6.05
Das ist wichtig. Denn in Straubing kämpft man mit hohen Nitratwerten im Trinkwasser: rund 25 Milligramm je Liter. Das liegt zwar weit unter dem EU-Grenzwert von 50 Milligramm, wird aber nur durch einen Trick erreicht. Man mischt rund 30.000 Jahre altes nitratfreies Tertiärwasser aus 160 Meter Tiefe bei. Eins zu eins!

Die Gefahr: Wenn man danach bohrt, kann es zu einer Saugwirkung kommen, die belastetes Oberflächenwasser nach unten zieht. Dann gelangen Schadstoffe auch ins Tiefenwasser und reichern sich dort an.

Weitere Informationen:

 HYPERLINK : http://www.wasserstiftung.de